Wie ich 100 Mio € anlegen würde

100 Millionen € habe ich zum Glück nicht und selbst wenn man drei Nullen streicht, bin ich noch nicht dabei. Dennoch finde ich es spannend mir einmal zu überlegen, was ich eigentlich damit machen würde. Also, so viel Geld würde mich definitiv auf jeden Fall mal ordentlich stressen, aber vielleicht hat ja ein Leser zufällig den Euro-Jackpot geknackt und ist jetzt ganz dankbar für diesen Artikel. Wer weiß. Zumindest hier in Frankfurt scheint es genug Leute mit viel Geld zu geben. Bitte beachten: Ich habe noch nie mit größeren Vermögen hantiert und geschweige denn an der Börse angelegt, also eher ein paar Gedanken meinerseits was man mit viel Geld machen könnte. Viel Spaß beim Lesen!


Also zunächst einmal stellt sich für mich die Frage, ob ich das Geld verwalten (schützen) möchte oder unbedingt noch weiter vermehren. Beziehungsweise, diese Frage drängt sich zwangsläufig auf, für mich stellt sich die Frage eigentlich gar nicht, weil ich ganz klar den Fokus auf Vermögensschutz legen würde. Aber wenn man Milliardär werden möchte, dann reichen eben 100 Mio bei weitem nicht und es muss mehr werden.
Diese Überlegung ist insofern relevant, da ich beim Vermögensschutz breiter diversifizieren würde und bereit wäre, für die Sicherheit einen Preise zu bezahlen (also eine Renditeverzicht in Kauf zu nehmen). Als konkretes Beispiel würde ich wahrscheinlich für ca. 4-8% Waldbestände kaufen. Bei der Vermögensvermehrung macht das eigentlich keinen Sinn, da die Rendite (zumindest für Wälder in Deutschland) verhältnismäßig gering ist (im unteren einstelligen Prozentbereich), aber unter Diversifikationsgesichtspunkten kann es Sinn machen. Denn die Eichen wachsen bei der nächsten Finanzkrise unbeirrt weiter, während die Wertpapiere in den Keller rauschen. Die Korrelation von Waldrendite dürfte zu anderen Assets gegen 0 tendieren. Wenn man es noch weiter denkt, dann könnte es von Vorteil sein etwas „Handfestes“ zu besitzen, was nicht nur elektronisch irgendwo bei der Frankfurt Clearstream AG verbucht ist. Holz wird man immer brauchen. Außerdem kannst du Nachmittags in deinem eigenen Wald einen Spaziergang machen (echt cool!) und hast dann eine gewisse „quality-time-Rendite“.

Die berühmte „Angel Oak“ bei Charleston in South Carolina. Die Eiche ist ca. 400-500 Jahre alt und spendet 1600 Quadratmeter Schatten. Die typische „Deutsche Eiche“ gibt es übrigens im Prinzip überhaupt nicht: Eichen sind weltweit verbreitet.
Quelle: free licence

In der aktuellen Phase einer sehr hohen Inflation von knapp 9% (Februar 2023), kommt dem Ziel Vermögen „schützen“ natürlich noch einmal eine neue Bedeutung zu. Wenn die Inflation die Rendite aufrisst, dann schützt man sein Vermögen eben nicht, sondern es wird trotzdem weniger. Aber die Lösung kann es auch nicht sein, hochriskante Wertpapiere einzusammeln die unbedingt die Inflation ausgleichen. Eine breite Diversifikation (u.a. mit Sachwerten) und so gut wie kein Geld auf dem Sparbuch ist schon auch ein gewisser Inflationssschutz (und etwas Gold hab ich ja auch dabei).
So, im Folgenden präsentiere ich meine Vermögensaufteilung. Danach schreibe ich auch noch ein paar Sätze zu den einzelnen Punkten.


AssetsSpezifikationAnteilBemerkung
SortenUS-Dollar, Schweizer Franken, EuroJeweils 50.000€, also 0,15%Notfallgroschen, auch wenn zu Hause aufbewahren kritisch sein könnte.
Bankguthabenaufgeteilt auf 5 Kreditinstitute wegen gesetzlicher Einlagensicherung.jeweils 100.000€, also 0,5%Etwas aufwendig, aber man hat bei soviel Geld ja eh keinen Job mehr. Allerdings auch schlecht bei hoher Inflation.
Sachwert (Liebhaberei)Wein, Oldtimer, Kunst, Photovoltaik, Uhren …1 Mio €, also 1%Just for fun, Diversifikation, Inflationsschutz
KryptowährungBitcoin und co.2 Mio €, also 2%Nicht „allzu viel“, weil unsicher und sehr riskant.
DevisenUS-Dollar, Schweizer Franken
(bei ausländischer Bank halten). Evt. auch Währungs-ETF (breiter gestreut und Sondervermögen)
Jeweils 2,5 Mio €, also 5%Darf schon etwas mehr sein, falls man gezwungen ist auszuwandern oder mit dem € etwas nicht stimmt.
WaldRegional in Deutschland („vor Ort“)4,35 Mio €, also 4,35%Krumme Zahlen nur damit es aufgeht. U.a. Inflationsschutz.
ImmobilienPhysisch12 Mio €, also 12%„Betongold“ inkl. eigener Villa im Ausland am Meer.
GoldETC und evtl. phyisch bei fremder Tresorlagerung15 Mio €, also 15%Gold ist eher schwankungsanfällig dennoch seit Jahrtausenden etabliert und wertbeständig.
Staatsanleihen mit guter Bonitätz.B.: US-Treasury Bond, Bundesanleihen …20 Mio €, also 20%klassischer Sicherheitsbaustein
Aktien-ETFNachaltiger ETF mit pyramidisiertem Kauf in 4 Tranchen bei z.B. 40%, 30%, 20% und 10%. Evtl. auch noch einmal unterteilen in Aktien die in ausländischer Währung gehandelt werden. Also bewusst eingegangenes Wechselkursrisiko.40 Mio €, also 40%Sparplan-Simulation um ungünstigen Zeitpunkt vorzubeugen, aber zu Zeitpunkten die im voraus fest definiert wurden.
Andere Assets wie Derivate, Private Equity, Aktive Fonds, Unternehmensanleihen, Crowdinvestings … habe ich bewusst weggelassen.

Wenn man noch sicherheitsbewusster ist, dann würde man vielleicht bei einigen Assets noch ein paar Milliönchen wegnehmen und eine Stiftung gründen (muss ja nicht einmal eine gemeinnützige Stiftung sein). Hatte ich ja auch schon in dem Artikel Geldanlage – die Basics erwähnt. Das wäre dann wahrscheinlich der ultimative Sicherheitsbaustein. Bezüglich Diversifikationsgründen düfte die obere Aufteilung allerdings ausreichen.
Einige Assets oben sind auch tendenziell sowohl als Deflations- als auch Inflationsschutz geeignet und von daher dürfte das Vermögen breit genug gestreut sein. Einen Totalverlust erleidet man auf diese Art und Weise also eher nicht. Die Prozentangaben sind natürlich nur eine grobe Richtlinie und (spontane) Idee meinerseits, die lassen sich nach Belieben verschieben.
Mir gefällt diese Portfolioaufteilung eigentlich ganz gut, aber ob ich es im Endeffekt selber so machen würde, wenn der Lottogewinn kommt, weiß ich gar nicht genau, weil auf dem Papier ist das alles noch einmal anders wie dann im echten Leben: Z.B. ist ein Immobilienbesitz in dieser Größenordnung bestimmt mit mega viel Verwaltungsaufwand verbunden und will mich eigentlich nicht mit Mietern rumägern …
Und auch die Devisen bereiten mir etwas Bauchschmerzen – zumindest bei den Inflationszahlen, dann wahrscheinlich doch eher noch ein Auslandsdepot.

Und wer gar nicht sparen möchte, der findet auch ohne meine Hilfe genug Möglichkeiten das Geld loszuwerden.
Quelle: free licence

Eine Frage drängt sich mir gerade noch auf: Was würde man machen wenn man eine größere Investition tätigen möchten? Also z.B. der Kauf eines Flugzeuges. Hier würde sich anbieten natürlich die liquidesten Positionen zuerst aufzulösen, also nicht die Oldtimer verkaufen oder die Villa um an Geld zu kommen. Sinn machen könnten z.B. die Staatsanleihen, weil weniger volatil als Aktien. Der Hintergrund ist der, dass du nicht gezwungen sein solltest, schwankungsanfällige Wertpapiere zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu verkaufen.

Falls du ein Vermögen in dieser Größenordnung besitzen solltest, dann schreib mir doch ein Kommentar wie dein Portfolio aussieht, das fände ich spannend und wenn dein Vermögen viel kleiner sein sollte, dann bitte trotzdem schreiben;)

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