Wahrscheinlich muss jeder Anleger früher oder später einmal Verluste hinnehmen. Das scheint mehr oder weniger unvermeidbar. Allerdings kannst du vor so manch einem Verlust verschont bleiben, wenn du typische Börsenfehler vermeidest. Mit irrationalem Verhalten an den Finanzmärkten (zum Beispiel typischen Börsenfehler) beschäftigt sich übrigens die verhaltensorientierte Finanzmarkttheorie (engl. behavioral finance).
In diesem Beitrag beschäftige ich mich mit einem Klassiker: Der selektiven Wahrnehmung.
Wikipedia definiert selektive Wahrnehmung so: „Die selektive Wahrnehmung ist ein psychologisches Phänomen, bei dem nur bestimmte Aspekte der Umwelt wahrgenommen werden und andere ausgeblendet werden. Das heißt also man verliert Objektivität!
Auch liefert Wikipedia gleich 2 sehr schöne Beispiele mit, die es sich lohnt zu kennen:
- Liest du zum Beispiel eine Zeitschrift über ein bestimmtes Thema wie „Politische Korrektheit“, wirst du auch während des Lesens, eher als bei anderen Artikeln prüfen, ob die Aussagen politisch korrekt waren.
- Vorführeffekt: Möchtest du einem Publikum etwas vorführen und denkst die ganze Zeit: „Das geht bestimmt schief“ und im Endeffekt machst du nur einmal einen Fehler und 20 mal alles richtig, könnte es dennoch sein, dass am Ende Gedanken wie „Ich wusste, dass es nicht klappen wird“ kommen, obwohl du viel mehr richtig als falsch gemacht hast.
Nur ein Felshang – oder siehst du doch mehr?
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Allgemein ausgedrückt könnte man selektive Wahrnehmung an der Börse folgend beschreiben: Du siehst (hörst) nur das, was du auch sehen (hören) willst. Um diese Ausprägung noch genauer zu verstehen – und somit besser auf das Handeln von Wertpapieren übertragen zu können – empfehlen wir mal folgendes Ratespiel auszuprobieren:
Ratespiel
Nenne einer anderen Person drei Zahlen, nämlich 2,4 und 6.
Diese soll nun die Regel herausfinden mit welcher die Zahlen aufeinander folgen. Dabei soll dein Gegenüber dir auch 3 Zahlen nennen, z.B. 10, 12 und 14. Du sagst dann ob dies stimmt oder nicht. Es dürfen so lange Zahlentripel ausprobiert werden, bis diese Person denkt, dass sie die Regel kennt und sie dir vorsagt. Oftmals kommen sofort Antworten wie 5,7,9 und 20,22,24 (manchmal auch 100, 102,104), was dann noch 2-3 mal ausprobiert wird. Dann kennt man anscheinend die Lösung und sagt: Das ist einfach, immer +2. Was aber falsch ist, denn die Regel lautete einfach aufeinander folgende Zahlen, das heißt 1,2, 400 und -1,0,1 wären auch richtig gewesen!
Was lernen wir daraus für die Börse oder auch den Alltag: Man versucht oft nur seine eigene, schon vorgefertigte Meinung zu bestätigen und sucht dafür Beispiele/Informationen. Aber man sollte eher mal versuchen, seine eigene Meinung zu widerlegen anstatt sie dauernd zu bestätigen. Wenn dir jemand bei dem obigen Spiel begegnet, der versucht seine eigene +2 Regel durch ein Gegenbeispiel zu entkräften, ist diese Person schon einmal auf dem richtigen Weg seine eigenen Investments besser einschätzen zu können. Das ganze korreliert zusätzlich noch stark mit einem weiteren fatalen Börsenfehler: Der Selbstüberschätzung. Wer selber nicht daran denkt, dass er überhaupt falsch liegen könnte, der wird sich wohl beim obigen Ratespiel auch nicht unbedingt versuchen selbst zu entkräften.
Das eigene Investment lieber noch einmal skeptisch hinterfragen
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Wie kann ich diesen Fehler vermeiden?
Das ist eigentlich recht einfach und hast du schon getan: Nämlich sich dieser Tatsache bewusst sein. Mit dem Lesen des obigen Textes hast du schon genug, getan um dich in der Zukunft nicht mehr so schnell (blind) in ein Investment zu stürzen, sondern erst einmal kritisch zu reflektieren. Beispiele an der Börse könnten sein: Warnungen zu ignorieren oder schlechte Nachrichten über das eigen Unternehmen auszublenden. Finde für dich selbst den richtigen Weg um erfolgreicher zu sein und hinterfrage dich öfters.