Börsenfehler: Hin und Her macht Taschen leer

Vielleicht kennst du folgende Situation: Irgendetwas läuft schief oder nicht so wie geplant und anstatt abzuwarten und nüchtern zu analysieren, verfällt man in Aktionismus und macht alles nur noch viel schlimmer. So etwas ähnliches gibt es auch an der Börse und wird mit dem Sprichwort: „Viel Hin und Her macht Taschen leer“ beschrieben.

Angenommen du besitzt Aktien von einem bestimmten Unternehmen. Der Aktienkurs verläuft aber nicht so wie gewünscht und Unmut macht sich breit: „Ich wusste es, dass diese Aktie nicht gut laufen wird“, „Ich hätte nicht auf … hören sollen“. Schnell wird die Aktie wieder verkauft und in ein anderes Investment umgeschichtet, das tolle Renditen verspricht. Aber auch diese Aktie dümpelt nur vor sich hin und schon wird eine neue Möglichkeit gesucht …

Was ist schlecht daran so oft zu handeln und umzuschichten? Ganz einfach: Es kostet viel Geld, das erst wieder mit außergewöhnlichen Renditen wieder reingeholt werden muss (und ganz abgesehen von dem ganzen Stress den man davon hat).
Machen wir hierzu mal ein kleines Rechenexempel.

Hin und Her macht Taschen leer

Wer schläft kann nicht viel falsch machen …

Rechenbeispiel

Angenommen du legst 5.000 € gewinnbringend an mit einer Rendite von 9 % pro Jahr (In sehr guten Marktphasen durchaus realistisch). Der Anlagehorizont beträgt 10 Jahre.

Variante 1) Du beschäftigst dich nicht weiter mit dem Thema und lässt das Geld für dich arbeiten. Dann wird aus den 5.000 € nach 10 Jahren ein stolzer Betrag von 11.836 € (5000*1,09^10).

Variante 2) Nach 4 Jahren bist du mit der Performance unzufrieden und verkaufst die Aktien um neue zu kaufen. Bis dahin hast du 7058 € erwirtschaftet (5000*1,09^4). Da du zu diesem Zeitpunkt ja Gewinne realisierst, werden 25 % Abgeltungssteuer fällig auf den Gewinn. Im Endeffekt bleibt dir 6543 € um neu zu investieren. Du entscheidest dich nun für einen Fonds. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass der Fonds genau dieselbe Rendite erwirtschaftet, nämlich 9 % (welch ein Zufall). Nach weiteren 6 Jahren steht dein Investment bei 10.973 €. Allerdings fällt hier wieder die Abgeltungssteuer auf den Gewinn an (Vater Staat möchte natürlich auch was haben) und zusätzlich will der Fondsmanager noch 5 % Ausgabeaufschlag abkassieren. Nach allen Abzügen bleibt dir also noch 9644 € und die Kosten für das Ordern musst du natürlich auch noch abziehen!

Was hat das viele umschichten bewirkt? Im Endeffekt haben die Broker und Banken/Fondsmanager ein nettes extra Sümmchen eingesteckt und deine Performance negativ gelitten. Natürlich war das Beispiel oben etwas ‚konstruiert‘ und der Ausgabeaufschlag für den Fonds führt zu Extrakosten (man muss ja nicht in einen Fonds investieren), aber es sollte eben auch zeigen, was möglich ist. Außerdem schichten viele Menschen ja auch viel öfters um, als einmal in 10 Jahren.

Natürlich kann das Umschichten auch notwendig und sinnvoll sein, um auf aktuelle Geschehnisse zu reagieren, aber um nicht zu viel (unnötiges) Geld zu verlieren, solltest du dir folgende Tipps zumindest einmal durchlesen:

Tipps um zu viel ‚Hin und Her‘ zu vermeiden

  • Schlafe noch einmal eine Nacht über die Entscheidung bevor du handelst, um eine emotionale Spontanreaktion zu vermeiden
  • Lege am Anfang eine Strategie fest, von der du nur im Ausnahmefall abweichst
  • Mach dir Notizen mit Kurszielen (Kurse erholen sich auch oft und erreichen dann doch noch das geplante Ziel)
  • Checke nicht zu oft die Kurse und schalte einfach mal ab (Das macht nur nervös und führt zu unüberlegten Handlungen)
  • Wenn es zu deinem Charakter passt, kannst du auch den Preis, für den du eingekauft hast, ausblenden. So wirst du nicht mit (kurzfristigen) Verlusten konfrontiert und fühlst dich nicht zum Handeln aufgefordert. Außerdem gibt es Studien, die besagen, dass sich ein Gewinn von 10 € lang nicht so gut anfühlt wenn du gleichzeitig mit einem anderen Investment 10 € verloren hast, obwohl es ja eigentlich auf dasselbe herauslaufen sollte.
  • Natürlich musst du dir auch Fehler eingestehen und eine Position zu verkaufen kann durchaus sinnvoll sein, auch wenn es eben höhere Ordergebühren mit sich bringt.

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