Zusammen mit „Sell in May an go away“ habe ich hier mal wieder einen netten Englischen Satz im Repertoire, der helfen soll, möglichst satte Gewinne an der Börse zu erwirtschaften. Was es mit „The Trend is your friend“ auf sich hat, erfährst du jetzt.
Der Trend soll also dein Freund sein und für die Gewinne in deinem Portfolio sorgen. Zunächst sollten wir einmal klären, was ein Trend ist und ob dieser überhaupt existiert:
Was ist ein Trend?
Ein Trend ist ein Begriff aus der Chartanalyse. Zurück geht diese Theorie auf Charles Dow, dem Erfinder des berühmten Dow Jones Aktienindex der USA. Dow war der Meinung, dass sich Aktien immer in einer der folgenden 3 Phasen befindet:
- Der Aktienkurs befindet sich in einer steigenden Marktbewegung
- Der Aktienkurs befindet sich in einer fallenden Marktbewegung
- Der Aktienkurs tendiert seitwerts
Das klingt jetzt zuerst einmal wenig spektakulär, weil außer auf-, ab- und seitwerts gibt es ja in einem zweidimensionalen Schaubild auch keine Richtung mehr. Aber diese Theorie hat schon eine Besonderheit, da der Aktienkurs in Phasen eingeteilt wird. Dies steht zum Widerspruch, dass sich Aktienkurse ‚zufällig‘ (=unvorhersagbar) entwickeln und keine eindeutige Tendenz aufweisen. Diese Theorie der Zufälligkeit („random walk“) ist streng genommen noch etwas anderes als die Effizienzmarkt- Hypothese, welche impliziert, dass man den Markt nicht systematisch schlagen kann (random walk hat man aufgrund von autoregression inzwischen mehr oder weniger verworfen). Wie dem auch sei, in beiden Theorien wird die Trendfolge-Strategie aber belächelt.
Die Börsenweisheit „The Trend is your friend“ beruht auf Beobachtungen der letzten Jahrzehnte auf dem Börsenparkett und bietet auch die Grundlage für die sogenannte Trendfolgestrategie, bei der versucht wird, einen Trend frühzeitig zu erkennen und diesen solange zu nutzen, bis eindeutige Zeichen der Trendumkehr vorliegen. Das Vertiefen dieser Strategie macht allerdings keinen großen Sinn, wenn Sie der Meinung sind, dass sich Aktienkurse zufällig bewegen.
Hier ein Beispiel eines Aufwärtstrend beim Dow Jones:
Ein Trend ist übrigens wohldefiniert (zumindest würde sich so ein Mathematiker ausdrücken): Die Kurstief’s liegen beim Aufwärtstrend jeweils höher als die vorangegangenen.
Was ist die Idee hinter der Trend-Strategie?
Jetzt machen wir einen kleinen Ausflug in die Physik und schauen uns das erste Gesetzt der Bewegung von Newton an (den Sie bestimmt noch aus der Schule kennen oder auch verdrängt haben). Dieses Gesetz besagt:
„Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Translation, sofern er nicht durch einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands gezwungen wird.“
Was heißt das genau? Ein Körper der eine geradlinige Bewegung ausführt (Translation) bewegt sich solange in diese Richtung weiter, bis eine (größere) Kraft auftaucht, die diese Bewegung stoppt oder sogar zur Umkehr zwingt. Übertragen auf die Börse bedeutet das soviel wie: Ein steigender Aktienkurs setzt seine Aufwärtsbewegung mit höhere Wahrscheinlichkeit fort, als dass er sich umkehrt oder gestoppt wird.
An diesem Punkt setzt jetzt die Trendfolge Strategie an: Man versucht möglichst früh einen Trend auszumachen und dann, wie oben erwähnt, diese Welle mitzureiten, bis sich eindeutige Zeichen dafür häufen, dass der Trend bald zu Ende sein könnte. Die Chartformationen, genauer gesagt Umkehrfunktionen, sind unserer Meinung sehr schön in diesem Buch zusammengefasst. Besonders auf lange Frist sind solche Strategien sehr erfolgreich und man sollte sowieso nie versuchen gegen den Markt zu traden.
Kritik an der Trend – Strategie
Einen Trend kann nur erkannt werden, wenn ein Teil der Trendbewegung schon abgeschlossen ist. Man hat also einen Großteil des Trends schon verpasst bevor man ihn überhaupt nutzen kann und die Trendfolge Strategie darauf anwenden kann. Natürlich kann man versuchen einen Trend zu antizipieren, aber ob sich dann überhaupt ein Trend ausbildet ist eine ganz andere Frage und hat mit der eigentlichen Trendfolge Strategie nicht mehr viel zu tun.
Deswegen bezeichnet man Menschen die diese Strategie anwenden auch oft als „Trittbrettfahrer“. Eine andere altbekannte Börsenweisheit besagt auch, dass „man an der Börse kein Geld verdienen kann, wenn man genau das macht, was alle machen, also sozusagen der Herde hinterherläuft.“