Was bedeuten der Stier (Bulle) und der Bär?

*Letzte Aktualisierung: 05.06.2021*
Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt, warum man so oft von einem Stier (Bullen) und einem Bären im Zusammenhang mit der Börse hört? Auch die Begriffe Bärenmarkt und Bullenmarkt werden dir immer wieder zu Ohren kommen, wenn du das Finanzgeschehen verfolgst. Man sollte die Begriffe also richtig zuordnen können. „Bulle und Bär“ sind – auch international – DAS Synonym für die Wertpapiermärkte.

Das zeige ich dir hier 😉

Der Stier ist seit jeher ein Symbol für eine positive Stimmung an den Börsen und symbolisiert steigende Kurse. Wenn die Wirtschaft gut läuft oder zumindest die Kurse über einen längeren Zeitpunkt steigen, spricht man auch gerne allgemein von einem Bullenmarkt. Die Grundstimmung und viele Investoren sind dann „bullish“, also mit der Erwartung weiter steigender Kurse. Sicher ist dir auch aufgefallen, dass diese Homepage als Logo auch einen Stier gewählt hat, auch wenn er nicht so böse aus der Wäsche blickt, wie der Stier vor der Börse in New York (siehe Bild unten).

Warum der Stier als Symbol für steigende Kurse gewählt wurde, kann man sich herleiten:
Der Stier nimmt die Kurse sozusagen auf die Hörner und lupft diese nach oben. Wenn er erstmal in Fahrt ist, kann den Stier so schnell nichts aufhalten und daher verkörpert er im wahrsten Sinne des Wortes eine Aktienrallye. Ich persönlich wurde fast schon einmal von einer Herde wütender Stiere beim Wandern angegriffen. Zum Glück war da noch mein Auto, aber das ist eine andere Geschichte …
Manchmal hört man auch den Begriff „Bullenfalle“. Dies bedeutet einfach, dass man mit steigenden Kursen gerechnet hat, aber das Gegenteil passiert ist. Analog vice versa für die Bärenfalle.

Synonyme Wörter für einen Bullenmarkt sind folgende:

  • Hausse
  • Aufschwung
  • Boom (sehr starker Aufschwung)
  • Rallye
Wall street Börse Bulle

Der „Charging Bull (Wallstreet Bull)“ im Bowling Green Park, Manhattan, New York City
Quelle Fotolia.de   © kasto

Das Gegenteil eines Bullenmarktes ist der Bärenmarkt. Der Bär an der Börse steht für fallende Kurse und für eine schlechte Stimmung (zumindest unter den meisten Anlegern). Falls Sie antizyklisch investieren, wie Warren Buffet, dann freuen Sie sich auf einen Abschwung, da dieser ja wieder für neue Kaufgelegenheiten sorgt. Der Bär stellt sich beim Kämpfen auf seine Hinterbeine und kämpft von oben herab: Er drückt die Kurse nach unten Richtung Boden. Man spricht hier dann auch von einem „bearishen“ Börsensentiment.
Eine weitere Interpretation wäre die Körperhaltung beider Tiere (siehe Bild unten). Der Nacken des Bären ist geradezu prädestiniert um einen fallenden Aktienkurs darzustellen: Vom Rücken bis zur Schnauze sieht es ja fast wie eine gerade Abwärtslinie aus, während der Bulle genau an der gleichen Stelle die Aufwärtslinie zeigt, fast so wie eine Art nach oben gerichtete Skisprungschanze. 

Es gibt auch eine grobe Richtlinie, um einen Rückgang etwas zu klassifizieren:
0-10%   = hier spricht man von einem normalen Rückgang
11-19% = Marktkorrektur
>20 %   = Bärenmarkt

Verwandte Wörter für fallende Kurse und einem Bärenmarkt sind:

  • Baisse
  • Abschwung
  • (Börsen-)Crash, also sehr schnell und sehr stark fallende Kurse.
Was bedeuten Bulle und Bär?

Bulle und Bär gemeinsam vor der Börse in Frankfurt
Quelle: Fotolia.de  © Klaus Eppele

Ich glaube, es ist nicht ganz geklärt, wieso man gerade den Stier und den Bären gewählt hat. Es gibt auch diese Theorie, dass es im 17. Jahrhundert in der Nähe der Londoner Börse Tierkämpfe gegeben haben soll und Bulle und Bär aufgrund ihrer Eigenschaften dann den Eingang ins Börsenjargon genommen haben.

Bulle und Bär in der Praxis:


Werfen wir am Ende noch einen Blick in die Statistik, die ich hauptsächlich von easyinvest.at entnommen habe:
Eine Untersuchung des S&P 500 seit 1950 kommt zum folgenden Schluss:
– ein 5%iger Rückgang kommt durchschnittlich 2 mal pro Jahr vor
– ein Rückgang um 10% alle 2 Jahre
– zu einem Bärenmarkt kommt es alle 7 Jahre und
– seit 1929 bis 2018 gab es 5 Crash mit einem Rückgang um mehr als die Hälfte, also alle 18 Jahre.

Natürlich sind das alles (wie auch die folgenden Zahlen) nur Durchschnittswerte!

Werfen wir hier noch kurz einen Blick auf die Erholungszeiten:
– eine Korrektur von 5-10% benötigt eine Erholungszeit von einem Monat
– bei 10-20% sind es durchschnittlich 4 Monate
– bei 20-40% dauert es 1,5 Jahre und
– bei über 40% Einbruch dauert es ca. 2 Jahre bis die Kurse zu Vorkrisenniveau wieder erreicht werden.

Statistisch gesehen dauern Bullenmärkte viel länger als Bärenmärkte: Einbrüche an der Börse sind oftmals drastisch und kurz, während es meistens eher kontinuierlich langsam über längeren Zeitpunkt wieder bergauf geht.
Laut einer Studie von Newfound Research über den S&P 500 in einem Zeitraum von mehr als 100 Jahren wurden 12 Bullenmärkte mit einer durchschnittlichen Dauer von ca. 8,1 Jahren identifiziert, sowie 11 Bärenmärkte mit einer Dauer von ca. 1,4 Jahren.
Der S&P 500 hatte im Zeitraum von 1950-2019 25.335 Handelstage, wovon 18.200 eine Aufwärtsdynamik zeigten. Das heißt also: Auf steigende Märkte zu setzen ist in ca. 72% die richtige Annahme. 

Natürlich sollten Sie immer versuchen herauszufinden, in welcher Phase sich ein Markt gerade befindet und dementsprechend die Dynamik des Bullen nutzen und möglichst fern bleiben, wenn die „Bären“ das Börsengeschehen dominieren.

PS: Wenn du bis jetzt noch nicht viele Berührungspunkte mit der Börse hattest, aber dein Geld souverän in Aktien anlegen möchtest, dann habe ich dir eine umfangreiche Anleitung dafür geschrieben. Die Umsetzung ist einfach und das Ergebnis vergleichbar oder besser als bei Finanzprofis. Schau doch mal rein!

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