Wie viele Börsen gibt es? Wann haben sie geöffnet?

Am Anfang sind viele Anleger überrascht, wenn sie sich am Wochenende zum ersten Mal die Entwicklungen ihrer Aktien anschauen wollen und feststellen, dass sich überhaupt nichts getan hat, weil die Börse geschlossen ist.

Gerade im Zeitalter der Digitalisierung, wo man 24 Stunden am Tag bei Ebay Gegenstände ersteigern, bei Amazon bestellen kann und das Online-Banking auch immer verfügbar ist, ist es schon verwunderlich, dass die Börsen am Wochenende einfach die Schotten dicht machen und sich auch sonst unter der Woche an festgelegte Handelszeiten halten, ganz so wie normale Geschäfte eben.

Natürlich kann man in unserer global vernetzten Welt theoretisch 24 Stunden am Tag handeln: Während es in New York an der Börse langsam dunkel wird, geht die Sonne gerade über der Börse in Singapur auf und die ersten Händler befinden sich auf ihrem Weg zur Arbeit. Allerdings ist es nicht unbedingt sinnvoll, als Einsteiger gleich an den internationalen Finanzplätzen seine Käufe zu tätigen.

 

Börse New YorkDie wohl bekannteste Börse steht in New York
Quelle: Fotolia.com © Vichie81

Deshalb richten wir in diesem Artikel den Fokus auf die Deutschen Börsen und gehen der Frage nach, welche Börsen es überhaupt gibt, wo ihre jeweiligen Schwerpunkte liegen und wann diese geöffnet sind:

Börse Frankfurt:

Der wohl bekannteste Finanzplatz in Deutschland ist die Börse in Frankfurt. Das von ihr benutzte vollelektronische Handelssystem „XETRA“ (Exchange Electronic Trading)  stellt alle Verkaufs – und Einkaufsaufträge in einem zentralen Computersystem gegenüber. Über 90% des gesamten Aktienhandels an den Wertpapierbörsen in Deutschland läuft über dieses Handelssystem. Der Fokus liegt eher bei institutionellen Kunden.

Der Handel auf „XETRA“ ist zwischen 09:00 – 17:30 Uhr möglich. Bis vor der Einführung von „XETRA“ im Jahr 2011, liefen die Börsengeschäften über den sogenannten „Parketthandel“.  Parketthandel heißt, dass sich Börsenhändler – meistens Vertreter von Investmentbanken – persönlich treffen um zu handeln. Der Name „Parketthandel“ wurde schlicht nach dem Bodenbelag des Handelssaals benannt.

Übrigens: Die Börse in Frankfurt kann Montags-Freitags zwischen 09:00 – 17:00 Uhr kostenlos besucht werden.

Neben der Börse Frankfurt existieren noch weitere regionale Börse in Deutschland, die dem Monopol aus Hessen Konkurrenz machen wollen. Diese stellen wir Ihnen jetzt hier vor:

Börse Hamburg/Hannover:

 

Öffnungszeit Börse Hamburg

Die Börse in Hamburg
Quelle: Fotolia.com © Adrian v. Allenstein

Die Börse in Hamburg, die schon im Jahre 1558 (!) gegründet wurde, ist bekannt durch den Handel mit Investmentfonds, den sie entwickelt und im Jahr 2002 gestartet hat.

Im Jahr 1999 schloss sich die Börse Hamburg mit der Börse Hannover zusammen um wettbewerbsfähig zu bleiben und das Angebot zu verbessern. Es wird zum Beispiel mit dem Referenzmarktprinzip geworben, d.h. dass Sie mindestens den gleichen oder einen besseren Preis bekommen, als an den wichtigen Referenzmärkten (z.B.: XETRA).

Die Handelszeiten sind zwischen 08:00-20:00 Uhr.

Börse Stuttgart

Die Börse in Stuttgart bezeichnet sie selbst als die „Börse für Privatanleger“. Spezialisiert hat sich die Börse Stuttgart auf „verbriefte Derivate“ (Derivate sind recht kompliziert und werden in einem anderen Artikel genauer erläutert werden), wo sie sogar Marktführer in Europa ist.

Die Börse Suttgart wirbt zum Beispiel mit einem besonders engen Spread zwischen Brief – und Geldseite, was wir hier kurz erklären möchten:

Wenn Sie eine Aktie kaufen möchten, müssen Sie den sogenannten „Brief“ Kurs bezahlen, wenn Sie verkaufen möchten, den sogenannten „Geld“ Kurs. Der „Brief“ Kurs liegt in der Regel etwas über dem „Geld“ Kurs – zwar nur minimal aber immerhin. Hier ein Beispiel an Hand der Adidas AG:

An der Frankfurter Börse XETRA müssen Sie 3 Cent mehr bezahlen, wenn Sie kaufen wollen:

 

Screenshot Xetra

 

Während an der Börse Stuttgart dieser Preis sogar identisch ist:

 

 

Geld und Brief identisch in Stuttgart

 

Aktien können zwischen 08:00 und 22:00 Uhr gehandelt werden.

Börse Berlin

Die Berliner Börse wurde im Jahr 1685 von Friedrich Wilhelm (Kurfürst von Brandenburg) gegründet. Bis zum Jahr 2007 kooperierte Sie mit der Börse in Bremen, die sich im selben Jahr auflöste. Im September 2007 übernimmt die Berliner Börse die Mehrheitsbeteilung der Londoner Equiducts. An der Berliner Börse kann auch schon ab 08:00 Uhr morgens gehandelt werden.

Börse München

Oktoberfest in München

Bei Weitem bekannter als die dort ansässige Börse: Das Oktoberfest in München
Quelle: Fotolia.com © W. Heiber Fotostudio

Die erst im Jahr 1830 gegründete Börse in München ist vom Umsatz her eine relativ kleine Börse. Bekannt ist sie vor allem für „M:access“, ein eigenes Börsensegment für kleine Unternehmen und Mittelständler mit dem Handelssystem „Max-One“, wo besondere Transparenz Standards gelten.

Börse Düsseldorf

10 der 30 größten Unternehmen in Deutschland haben ihren Firmensitz in Nordrhein Westfalen. Allein schon deswegen ist die im Jahr 1853 gegründete Börse Düsseldorf AG ein regional wichtiger Finanzplatz in Deutschland. Die Börse Düsseldorf ist TÜV geprüft und an XETRA beteiligt.

Die Handelszeiten sind von 08:00 bis 23:00 Uhr.

 

Zusammenfassung:

Die Börsen in Deutschland haben geregelte Öffnungszeiten und sind meist nur von Montag-Freitag geöffnet. An Feiertagen (z.B. Ostermontag) sind die Börsen geschlossen. An welcher Börse Sie handeln macht finanziell betrachtet meist keinen Unterschied (höchstens im Cent-Bereich). Die Gegenüberstellung der verschiedenen Börsen ist eher der Vollständigkeit wegen und damit einem bewusst ist, dass es eben nicht nur die Börse in Frankfurt gibt, die jeden Tag in den Nachrichten kommt. Jede Regionalbörse hat ihre Vorteile um sich im Wettbewerb zu behaupten (siehe Spread, Spezialisierung etc.). Ob Sie im Endeffekt in Frankfurt oder an einer Regionalbörse handeln ist zum Teil auch eine Grundsatzfrage: Kaufe ich mein Buch bei Amazon oder im regionalen Buchgeschäft?

Bei seltenen Wertpapieren, die nicht oft gehandelt werden, sind Sie in Frankfurt meist auf der sicheren Seite, da der Umsatz dort eben am größten ist.

In dem nächsten Beitrag zeigen wir Ihnen wie Sie eine Aktie kaufen und alles was Sie über Aktien wissen müssen

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