Wie funktioniert die Börse?

Die Börse ist das Grundgerüst unserer Wirtschaft. Jeden Tag werden wir in den Nachrichten über die aktuelle Wirtschaftslage informiert, dann heißt es zum Beispiel „Der M-Dax ist gestiegen“ oder „wir befinden uns in einem Bärenmarkt“. Viele Menschen können mit den Begriffen nicht viel anfangen, was uns auch indirekt die Aktienquote zeigt: Lediglich ca. 12 % der Bevölkerung in Deutschland investiert direkt oder indirekt in Aktien. In anderen Ländern ist die Quote deutlich höher, zum Beispiel liegt sie bei ca. 50 Prozent in den USA. Woran das liegt, lässt sich nicht so einfach beantworten. Mag sein, dass die Deutschen vielleicht von der Geldanlage her eher konservativ denken, aber sicherlich liegt es auch an fehlendem Finanzwissen – über alle Gesellschaftsschichten verteilt. In der Schule wird dieses Wissen in der Regel auch nicht weitergegeben. Viele Menschen haben zudem keinen gesunden Umgang mit dem Thema Geld („Geldgeschäfte sind unmoralisch“), was auch dazu führt, dass die Investition an der Börse keinen allzu guten Ruf genießt, obwohl man als Aktionär der Wirtschaft etwas Gutes tut: Man versorgt Unternehmen mit Geld, damit diese zum Beispiel weiter expandieren können, Investitionen tätigen und damit – unter anderem auch – Arbeitsplätze schaffen. Gerade in der heutigen Zeit der Niedrigzinspolitik („TINA= there is no alternative“), wo die Inflation das Guthaben auf den Sparbüchern auffrisst, ist es unerlässlich sich mit dem Thema Geldanlage zu beschäftigen. Jeder ist in der Lage sein Vermögen selbst zu managen und wird mit ein wenig Geduld und Interesse schnell merken, dass das nicht nur für „Finanzprofis“ möglich ist. Wenn du zu den Menschen gehörst, für die Börse bis jetzt unverständlich war, aber gerne mehr darüber erfahren würdest, bist du auf dieser Seite genau richtig. In den folgenden Artikeln erkläre ich dir die Grundlagen und nehme dich bei deinem ersten Aktienkauf quasi an die Hand und zeige dir gut dokumentiert mit Hilfe von Screenshots, wie du erfolgreich starten kannst. Selbstverständlich findest du später auch als Börsenkenner spannende Artikel rund um das Geschehen an den Finanzmärkten.
Dieser Artikel ist als lockerer Einstieg gedacht. Einen etwas umfangreicheren Blick auf das Börsengeschehen findest du in der Börsenanleitung (unbedingt lesen!) meiner persönlichen Herangehensweise, der Abhandlung über Preisbewegungen und in den goldenen Regeln.

Ich wünsche Dir viel Spaß und Erfolg!

Finanzieller Reichtum durch die Börse

Wir helfen dir gerne dabei, wenn du finanziell hoch hinaus willst
Quelle: Fotolia.com  © Photocreo Bednarek

Im Folgenden Text, widmen wir uns zunächst einmal der Frage:

Was ist überhaupt eine Börse?

Was unterscheidet einen gewöhnlichen Wochenmarkt von einer Warenbörse? Im Prinzip erst einmal nicht viel, nur die Preise sind bei der Warenbörse nicht festgelegt und müssen erst noch verhandelt werden: Angebot und Nachfrage direkt vor Ort entscheiden über den Preis. Eine Warenbörse ist im Prinzip einfach ein Ort, wo Handel betrieben wird – so wie bei einem Bazar.

Fairer Preis

Ob man hier wohl einen fairen Preis aushandeln würde?
Quelle: Fotolia.com © Mariusz Prusaczyk

Aber uns fehlt noch ein entscheidendes Element für eine erste echte Börsenbeschreibung. Zunächst jedoch eine kleine Zeitreise zu den Ursprüngen, wo sehr wahrscheinlich alles anfing. Nämlich in Brügge, im Haus der Kaufmannsfamilie „van ter Buerze“. Daher auch die Namensgebung.

Hier kamen insbesondere italienische Kaufleute zusammen und schlossen Geschäfte ab – und das schon ab dem Jahre 1409.

Wie Anfangs angedeutet, war das Anschauungsbeispiel mit dem Wochenmarkt noch etwas zu vereinfacht. Reine Warentauschplätze – auch mit nicht festgelegten Preisen – hat es schon viel früher gegeben. Was war also das Besondere in Brügge?

Hier kommt ein Wertpapier ins Spiel, nämlich der Wechsel, also die schriftliche Verpflichtung eines Schuldners, dem Inhaber des Wechsels, bei Vorlage oder zu einem gewissen Zeitpunkt eine bestimme Summe zu bezahlen. Diese Wechsel waren also übertragbar und erleichterten den zunehmend überregionalen Handel enorm und schnell stellte man fest, dass es Vorteile hatte, diese Wechsel an einem Ort zu tauschen. In Brügge kam es aufgrund des Wechselhandels also zu einer ersten richtigen Börse im ökonomischen Sinne, nämlich der Warenbörse.

Das heißt der Wechsel als das entscheidende Element, dass die Ware bei Vertragsabschluss physisch überhaupt nicht vorhanden sein muss.

Und genau dieses Modell war so erfolgreich, dass es sich bald in der ganzen Welt ausbreitete. Neben Brügge folgt Antwerpen im Jahr 1460 und dann kommen neben Lyon im Jahr 1540 mit Nürnberg und Augsburg auch schon die ersten Deutschen Vertreter – um nur ein paar wenige zu nennen.

Diejenige Börse aber, die vor allem heute in den Medien präsent ist – nämlich die Aktienbörse – kam aber erst deutlich später.

Die Niederländische Ostindien Kompanie war zu Beginn des 17. Jhd die erste Volksaktie der Welt. Mit Volksaktie meine ich, dass jeder diese erwerben konnte. Es soll schon davor zwei aktienähnliche Wertpapiere gegeben haben, die wir an dieser Stelle aber vernachlässigen. Die erste Aktiengesellschaft der Welt hat also schon bei der Tulpenmanie* mitgemischt. Dennoch lassen sich die Aktienbörsen noch viel Zeit … aber bleiben wir erst einmal bei der Ostindien Kompanie. Was war so besonders an diesem Unternehmen?

Die Niederländische Ostindien Kompanie war mit ca. 4700 Schiffen und mehr als 2 Milliarden
Gulden Umsatz im 17. und 18 Jhd. eine der größten Handelgesellschaften
Quelle: Aelbert Cuyo Europeana, Canva.com

Die Handelskompanie wurde vom Niederländischen Staat mit weitreichenden Handelsprivilegien ausgestattet – inklusive dem Recht der Kriegsführung. Diese Privilegien waren allerdings sehr teuer und die Gründer der Kompanie waren nicht gewillt, diese mit den bis dahin typischen Schuldverschreibungen auf die Schiffsladung zu finanzieren – auch aus Risikogesichtspunkten. Die Idee der Gründungsdirektoren ist irgendwo zwischen simpel und genial einzuordnen: Es wurden zum ersten Mal in der Geschichte Aktien herausgegeben, also vereinfacht gesagt Unternehmensanteile verkauft. So kam die Kompanie zu einem großen Kapitalstock, ohne dass die einzelnen Kaufleute zu sehr ins Risiko gehen mussten. Als Gegenleistung wurde der Aktionär fast jährlich mit einem Teil des Unternehmensgewinns als regelmäßige Zahlung belohnt – einer sogenannte Dividende.

Diese ersten VOC Aktien unterschieden sich allerdings noch in mancher Hinsicht von heutigen Aktien. Zum Beispiel betrug die Mindesthaltedauer 10 Jahre, man hatte kein Mitspracherecht und die Dividende wurde oft in Form von physischer Ware ausgezahlt. Gewürze wurden damals mit Gold aufgewogen. Heutzutage kann man Aktien natürlich jederzeit kaufen und verkaufen, auf der Hauptversammlung darf man mitbestimmen und die Dividende wird direkt aufs Konto eingezahlt, sofern es natürlich eine gibt – aber mit Sicherheit bekommt man keinen Sack voll mit Gewürzen oder Gold geliefert.

Halten wir also noch einmal kurz fest: Als Aktionär wird man Teilhaber eines Unternehmens. Man profitiert zu einem, wenn sich das Unternehmen gut entwickelt und somit die Aktie mehr wert wird und zum anderen wenn das Unternehmen einen Teil seiner Gewinne ausschüttet, die sogenannte Dividende. Es gibt natürlich auch Unternehmen die nie Dividenden ausschütten und Unternehmen die keine Gewinne sondern Verluste machen und deshalb nichts ausschütten, aber bleiben wir für den Anfang einmal in der heilen Welt.

Die Entwicklung der VOC Aktien konnte sich übrigens sehen lassen: In den ersten 80 Jahren betrug die Dividendenrendite durchschnittlich 19% und nach 50 Jahren hatte sich die Aktie im Wert ca. verfünffacht.

Die erste Aktienbörse entstand in Amsterdam (heute: Amsterdamer Stock Exchange) im Jahr 1612.

Die erste Börse in Amsterdam – gegründet Anfang des 17. Jhd.
Quelle: photos.com/canva.com

Aber das waren wie angedeutet noch die ersten Gehversuche. Die erste Deutsche Aktie wurde zum Beispiel 1785 an der Börse Berlin gehandelt und in Frankfurt wechselte die erste Aktien erst im Jahre 1820 ihren Besitzer – damals Anteile der Österreichischen Nationalbank.

Die Börse heutzutage

Heutzutage läuft natürlich alles elektronisch ab. Die Darstellungen wo Händler panisch mit ihren Aktien winkend auf dem Börsenparkett wuseln, findet man nur noch auf alten Bildern. Und es ist schnelllebiger geworden: Im Sekundentakt werden die Indizes neu berechnet und vom Hochfrequenzhandel spreche ich hier noch nicht einmal. Die Börsen sind ein Spiegel einer komplexen Welt und jedes marktrelevante Ereignis wird in kürzester Zeit in den Wertpapierkursen eingepreist.

Inzwischen gibt es sie fast überall auf der Welt und sorgen für einen geregelten, kontrollierten Markt. Die Märkte werden durch die Börsen liquider, effizienter und transparenter. Auch die Transaktionskosten verringern sich, anders ausgedrückt: Der Wohlstand einer Volkswirtschaft nimmt zu. Und rund um die Uhr handeln kann man inzwischen auch: Während es hierzulande Nacht wird, dauert es nicht mehr lange bis die Börse in Tokio ihren Handel einläutet. Das Grundprinzip jedoch, dass an den Börsen Angebot und Nachfrage aufeinander treffen und den Preis bestimmen, ist seit Jahrhunderten gleich geblieben.

Weil es so schön ist, trotzdem noch ein historisches Bild. Hier von der Börse in Porto, Portugal.
Quelle: Andrey Khrobostov, Canva.com


Auch treffen Verkäufer und Käufer in der Regel nicht mehr direkt aufeinander, sondern das Geschäft wird über neutrale Personen (Börsen Makler) abgewickelt. Dies hat auch den Vorteil, dass die Geschäfte überwacht werden und nicht zu viel Chaos entsteht (Man denke hierbei an die Vielzahl von Transaktionen die jeden Tag zu Stande kommen). Außerdem wird so Manipulation vorgebeugt. Die Käufe und Verkäufe können bequem von zu Hause aus per Online-Banking durchgeführt werden.

Heute handelt man vor allem Wertpapiere, zum Beispiel Aktien, die einem virtuell gut geschrieben werden, also selbst diese gibt es so gut wie nicht mehr in Papierform.

Und welche Handelsplätze verdienen unsere besondere Aufmerksamkeit?

Global betrachtet ist die wohl berühmteste Börse die New York Stock Exchange in der Wall Street. Diesen Begriff haben sicherlich viele schon einmal gehört. In Europa hat sich London als bedeutender Handelsplatz etabliert und in Deutschland hat sich die schon zuvor erwähnte Börse im Finanzzentrum Frankfurt besonders hervorgetan.

Zusammenfassung:

Schauen wir uns abschließend noch eine Definition an:

Unter dem Begriff „Börse“ wie wir ihn heutzutage in der Wirtschaft gebrauchen**, versteht man eine Institution, wie zum Beispiel die Deutsche Börse AG in Frankfurt, die in einem geregelten Umfeld (mit strikten Auflagen) die Möglichkeit bietet Wertpapiere (z.B. Aktien) zu kaufen beziehungsweise zu verkaufen. Dabei werden meist intelligente Computersysteme (z.B. XETRA) eingesetzt, die das Handeln automatisieren. Der Preis des Wertpapiers wird über Angebot und Nachfrage bestimmt.

In dem nächsten Kapitel erfährst du, wie du deine erste Aktie kaufst.


*Die sogenannte Tulpenmanie war die vermutlich erste Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte

** bei der umgangssprachliche Verwendung des Wortes Börse wie z.B. Briefmarkenbörsen oder Spielzeugbörsen handelt es sich eher um eine Art Messe und keine Börse im ökonomischen Sinne.


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2 Comments

  1. Thomas 26/06/2020
    • Boerse-Anlage.de 28/06/2020

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